Kastration

Immer wieder werde ich gefragt, ob man einen Mops oder eine Möpsin kastrieren lassen kann/ sollte. Hier nun meine Meinung zum Thema: Zunächst möchte ich hier mal die Begrifflichkeiten klären. Die zwei Begriffe werden immer wieder falsch verwendet oder schlicht verwechselt.

Was geschieht eigentlich bei einer….

  1. Sterilisation 2.Kastration
Rüde Bei der Sterilisation werden die Samenleiter durchtrennt bzw. es wird ein kleines Stück heraus getrennt und die Enden werden mit einem speziellen Nahttyp verschlossen. Es werden weiterhin alle Hormone produziert und der Rüde ist entsprechend immer noch an Hündinnen interessiert. Die Kastration kostet den Rüden seine Hoden. Diese werden vollständig entfernt und somit bleibt künftig auch der Trieb aus. Wenn ein Rüde vorher etwas dominant war, kann er anschließend ruhiger und anpassungsbereiter sein, wofür es allerdings keine wirkliche Garantie gibt.
Hündin Der Hündin werden die Eileiter unterbrochen und verklammert. Auch hier soll die Unter- brechung verhindern, dass die Eizellen den Uterus erreichen, um dort befruchtet zu werden und sich einzunisten. An der hormonellen Situation ändert sich nichts und die Hündin wird auch weiterhin läufig. Wenn eine Hündin kastriert wird, werden ihr die Eileiter entfernt. Sie kommt dann nicht wieder in die Hitze und die Hormonsituation im Körper ändert sie nachhaltig, da keine weiblichen Hormone mehr produziert werden. Durch die Vermeidung der Hitze werden auch die Scheinträchtigkeiten unterbunden.
Da die Sterilisation ausschließlich der Empfängnisverhütung dient und vom Eingriff her des gleichen Aufwandes bedarf, wie eine Kastration, ist sie bei Tieren eher unüblich. Aus diesem Grund möchte ich im Weiteren über oben schon genannte Information nicht hinaus gehen und mich ausschließlich auf Vor- und Nachteile der Kastration beschränken.
Vorteile Die Hündin wird nicht mehr läufig und nicht mehr Scheinträchtig. Da die Scheinträchtigkeiten für die Hündin unangenehm verlaufen können, wäre dies u.U. schon ein Grund. Durch die nicht mehr vorkommenden Hormonschwankungen bietet die Kastration der Hündin einen gewissen Schutz gegen geschlechtsspezifische Tumoren. Zudem können sich an den Eileitern keine Zysten mehr bilden, denn die wurden ja entfernt.

Beim Rüden geht es in erster Linie um den Schutz vor ungewollten Nachkommen, aber auch um bessere Führbarkeit, besonders bei großen und wehrhaften Hunderassen. Das dazu natürlich auch das Gewebe der Hoden nicht mehr entarten kann, wenn sie entfernt wurden, ist klar aber nicht von zentraler Bedeutung.

Nachteile Zunächst etwas, das beide Geschlechter betrifft. Sie verlieren ihren Status bzw. ihre Identität, verlieren ihre spezifischen Gerüche und werden für andere Hunde quasi zum Neutrum und nur noch bedingt bzw. nicht richtig wahrgenommen.

Damit und mit dem Narkoserisiko das jeder OP anhaftet, wäre es beim Rüden auch schon getan, mit den Risiken und Nachteilen.

Die Hündin hat hier etwas mehr auszuhalten. Nachdem schon der Eingriff ansich deutlich umfangreicher ist und somit auch das Risiko höher, kann eine Kastration bei der Hündin auch zu Harninkontinenz führen. Zudem werden bei Hündinnen oft Frühkastrationen durchgeführt, um das Risiko an Milchleisten- oder Gebährmuttertumoren zu erkranken, noch weiter zu senken. Dies hat häufig zur Folge, dass die Hündinnen sich körperlich eher wie Rüden entwickeln und mit ihren meist kleineren Köpfen dann etwas merkwürdig aussehen.

 

Meine Rückschlüsse:

Die Kastration einer Hündin ist für mein Empfinden nur dann sinnvoll, wenn sie massive Schwierigkeiten in und nach der Hitze hat oder anderweitig erkrankt ist. Mögliche Erkrankungen wären: Tumoren, Demodikose, Dauerblutungen, Abwehrschwächen. Zudem kann es auch sinnvoll sein, eine Zuchthündin im Ruhestand zu kastrieren, entweder damit sie nicht ihre Nachfolgerin tyrannisiert oder wenn ein potenter Rüde mit im Haushalt lebt um “Unfällen” vorzubeugen. Für die Abgabe des “Leithündinnen-Status” nach der Kastration gibt es jedoch keine Garantie, also dem Problem bitte nicht zu blauäugig begegnen! Bei Rüden sind die pro-Gründe noch dünner gesät. Einer wäre, dass er absolut dominant wäre und diese Dominanz sich nicht anders bewältigen ließe (Erziehung wäre so eine Alternative) und der andere Grund wären Hündinnen, die im selben Haushalt leben und auf keinen Fall von dem Rüden gedeckt werden dürfen. Das Decken zu unterbinden, wäre ein heftiger Stress für Mensch und Hund und kann so umgangen werden. Eine Kastration ist ein so gravierender Einschnitt, das die Gründe dafür schwerwiegend sein müssen, um die Nachteile zu rechtfertigen und sie sind gründlich abzuwägen. Das Tier sollte dabei je nach Rasse 12-19 Monate alt sein, damit es fertig entwickelt ist und somit Entwicklungsstörungen vorgebeugt wird.

Wo wir gerade dabei sind – eine Hündin wird/bleibt nicht gesünder, durch das Gebären eines Wurfes! Schon gar nicht, wenn sie bereits Erkrankungen aufweisen sollte, die einer Trächtigkeit ohnehin schon zuwider stehen.

Erst kürzlich bekam ich eine solche Anfrage einer Hundehalterin, die von dem Züchter massiv gedrängt wurde, ihre Hündin doch einmal decken zu lassen, obgleich bei der Hündin eine Demodikose und ein Krampfleiden bekannt sind. Ich vermute wegen der Sonderfarbe der Hündin – grrrr- aber das ist nur reine Spekulation. Zudem ist mir nicht bekannt, inwieweit die zuratenden Personen über das Vorliegen der Erkrankungen informiert worden war. Aber als Beispiel passt das ja gut in den Artikel und so nenne ich keine Namen und lass das mal so stehen, denn irgendwo ist das irgendwann so oder ähnlich sicher schon mal vorgekommen.

Die genannten Erkrankungen kann man gut im Griff behalten und sie sind für das Tier vordergründig erst einmal nicht lebensbedrohlich, bei einer Trächtigkeit hingegen kann gerade das Krampfleiden zu massiven Problemen führen. Die Demodikose wird durch die Belastungen, die eine Trächtigkeit mit sich bringt ausbrechen und dadurch kann die Hündin dann auch ihre Welpen infizieren, was einem Supergau gleicht. Der Rat, eine Hündin decken zu lassen, sollte gut überlegt sein und alle Fragen, um die gesundheitliche Verfassung des Tieres vorher geklärt sein. Alles andere ist absolut Verantwortungslos.

Außerdem sollte sich die/der HundehalterIn der “Hebammen-Rolle” bei der Geburt gewachsen fühlen (besonders beim Mops ist das nicht ohne), denn eine gebärende Hündin wegzugeben, weil man selbst die Geburtsbegleitung nicht leisten kann, hat unter Umständen in der fremden und dadurch beängstigenden Umgebung, bei ihr fremden Menschen, lebensbedrohliche Folgen für die Hündin und die Welpen.